Facebook-AGB – Was steht eigentlich drin?

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Mindestens 80 % aller Facebook Nutzer haben die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nicht gelesen. Unklar ist auch, ob die übrigen 20 % denn wirklich verstanden haben, was in ihnen definiert ist. Wir klären auf.

Die Zahlen stammen aus einer Studie der Universität Wien. Dabei ist vielen nicht einmal bewusst, dass Sie den AGB bei der Erstellung Ihres Accounts zugestimmt haben. Einerseits schockierend, andererseits nicht unbedingt verwunderlich. Wer liest sich schon durch den Dschungel rechtlichen Gewirrs und versteht was genau gemeint ist? Wir haben uns der Herkulesaufgabe gestellt.

Inhaltsverzeichnis

Facebook bildet ein Netzwerk

Wie kann mir Facebook Freunde vorschlagen und warum kenne ich die Personen oft? Zum einen nutzt Facebook hierfür alle bereitgestellten Daten von Ihnen und Ihren Freunden. Dazu gehört, welche Inhalte Sie nutzen, wie lange Sie diese nutzen, welche Interessen Sie verfolgen aber auch Nachrichten und Bilder von Ihnen und Freunden.

Dabei müssen nicht einmal Sie diese Daten bereitstellen. Auch Ihre Freunde können diese, beispielsweise durch das Bereitstellen eines Fotos auf dem Sie verlinkt sind, an Facebook geben. Oft hat Facebook auch Zugriff auf das gesamte Adressbuch, wodurch weitere Verbindungen geknüpft werden können.

Netzwerk Freunde Kollegen

Die Facebook AGB und Dritte

Die Daten werden nicht nur intern im Unternehmen gespeichert. Auch sogenannte Partner erhalten Zugriff auf Facebooks Daten. Gemeint sind hiermit andere Apps und Websites. Im Gegenzug für die bereitgestellten Daten erhält auch Facebook Zugriff auf gesammelte Daten der Partner. Verbreitet werden beispielsweise Name, Alter, Geschlecht, Herkunft, Freunde, Interessen, Freizeitaktivitäten etc.

Zuletzt wurden hier auch die sogenannten „Unternehmensgruppen“ hinzugefügt. Zwischen Diensten und Unternehmen, die unter Facebook Inc. stehen, werden die Daten natürlich auch getauscht. Hierzu gehören unter anderem WhatsApp, Instagram und das VR-Unternehmen Oculus.

In eingeschränktem Umfang werden die Daten auch Werbetreibenden bereitgestellt. Hier können zwar keine detaillierten Verbindungen hergestellt werden, doch zumindest können detaillierte Zielgruppen definiert werden, die aus den gesammelten Daten erschlossen werden.

Kleiner Fakt am Rande, sollte Zuckerberg jemals verkaufen, gehen die Daten natürlich auch an den neuen Besitzer.

Besonders sensible Informationen

Auch diese sind im Speicher. Beispielsweise die Informationen, die vom Mobilfunkgerät ausgehen. Facebook kann die komplette Palette abgreifen. Von Bluetooth- bis zu GPS-Signalen ist das Netzwerk immer auf dem aktuellen Stand. So erschließt sich das Unternehmen neue Informationen. Wenn Sie von Montag bis Freitag täglich von 8-17 Uhr in der Shanghaiallee 7 in Hamburg sind, liegt der Schluss nahe, dass Sie im dortigen Automuseum arbeiten.

Sogar Zahlungsdaten bleiben ungeschützt. Käufe oder Spenden in anderen Apps werden erfasst und dokumentiert. Auch die Kontonummer, Versandadresse, Daten der Kreditkarte etc. bleiben im Speicher des Netzwerks. Auch über die politische Einstellung, die Kreditwürdigkeit, den Bildungsstand, selbst über Trinkgewohnheiten ist das Netzwerk informiert.

Zielgruppe Facebook

Wozu die Daten?

Ein wichtiger Grund ist das einzigartige Marketing, dass Facebook anbietet. Durch die Daten kann Werbung so zielgerichtet wie noch nie ausgestrahlt werden. Neben der Möglichkeit klare Interessensgruppen anzusprechen, können beispielsweise auch „Lookalikes“, also Menschen, die dem typischen Nutzer der Unternehmesseite ähneln, beworben werden. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Remarketing-Gruppen. Nutzer, die kürzlich mit der eigenen Seite interagiert haben, können gezielt nochmals erreicht werden.

Desweiteren nutzt das soziale Netzwerk Daten für die Entwicklung neuer Anwendungen. Die nutzt Zuckerberg, um die Verweildauer zu erhöhen und mehr Interaktion auf Facebook zu schaffen. Immerhin sind Werte wie Gefällt mir-Angaben das von Facebook geschaffene Gegenstück zum Geld der echten Welt.

Was kann ich tun?

Nicht viel. Ein erster Schritt wäre es, den Account zu löschen. Innerhalb der nächsten 90 Tage muss das Unternehmen dann auch alle gespeicherten Daten löschen. Das Problem sind die Freunde. Daten, die über Sie noch verfügbar sind, bleiben erhalten. Bilder mit Ihnen, Nachrichtenverläufe, Kontaktdaten. Diese behält das Unternehmen.

Doch nicht verzagen. Die Menschheit wird Zeit brauchen, um Erfahrung mit dem Internet zu sammeln. So wurde erst neulich die Klarnamenregelung für unzulässig erklärt. Weitere Einschränkungen werden folgen.